Lützschenaer Marienaltar

2013 - 2015

Spätgotischer Marienaltar Lützschena (geöffnete Festtagsseite | vor der Restaurierung 

 

Die Geschichte des Marienaltares

 

Der Marienaltar entstand um 1480 und befand sich gut 300 Jahre in der Schloßkirche Lützschena, einer im Kern romanischen Dorfkirche im Nordwesten der Stadt Leipzig. Im Jahre 1835 „verbannte“ man den Marienaltar nach draußen an den Ostgiebel der Kirche. Hier wirkten Sonne, Wind und Regen 20 Jahre lang auf das Kunstwerk ein und beschädigten es nachhaltig. Erst 1855 wurde das Retabel vom Architekten Oskar Mothes gerettet und der „Deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Altertümer in Leipzig“ übergeben. Seitdem war der Marienaltar in verschiedenen Magazinen in der Stadt Leipzig eingelagert, blieb aber immer Eigentum der Kirchgemeinde Lützschena (Die Kirchgemeinde Lützschena hat sich zum 1.1.2014 mit ihren Schwestergemeinden zur Sophienkirchengemeinde vereinigt).

 

Über Generationen hinweg wusste man in Lützschena um das Retabel und wollte es auch gern wieder aufstellen. In den 1960er Jahren verstärkte die Gemeinde diese Bemühungen und richtete die neue Innenraumgestaltung daraufhin aus. Der erneuerte Altarblock wurde in seinen Maßen exakt auf die Größe des Retabels hin abgestimmt. Es begann ein mehrjähriges Ringen um die Rückführung. Schließlich verhinderten staatliche Stellen der DDR die Wiederaufstellung. Ab 2012 liefen erneut Gespräche mit den verschiedenen Partnern und nach abschließender Klärung der Eigentumsfrage erfolgte im Frühsommer 2013 die Rückführung aus dem Depot des Stadtgeschichtlichen Museums der Stadt Leipzig in die Schloßkirche Lützschena. Damit war der Marienaltar nach 158 Jahren Ortsabwesenheit wieder im ursprünglichen Aufstellungsraum angekommen, allerdings stark restaurierungs-bedürftig.


Projektbegleitung „Wiederaufstellung des Marienaltares“

 

Grundanliegen des Vereins Kunstretter e.V. ist es, vergessene Kunstwerke in das kulturelle und geistige Leben wieder einzugliedern. Damit  war der Verein bestens geeignet, die Ev.-Luth. Sophienkirchgemeinde beim Projekt „Wiederaufstellung des spätgotischen Marienaltars in der Schloßkirche zu Lützschena“ zu begleiten. Kunstretter e.V. wurde im Februar 2013 seitens der Kirchgemeinde beauftragt, ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept zu erstellen, Klimamessungen in der Schloßkirche durchzuführen, Abstimmungen mit den Fachbehörden zu begleiten, Fördermittelanträge zu stellen sowie kirchliche Bauanträge und denkmalschutzrechtliche Genehmigungen zu erwirken.

 

Am 27. Juni 2013 wurde unter Mitwirkung des Vereins das Gesamtprojekt „Wiederaufstellung“ erstmals öffentlich vorgestellt. Die Diplom-Restauratoren Anke Voigt und Oliver Tietze referierten über das Retabel und Steffen Berlich (Kirchgemeinde) berichtete über die einmalige Objektgeschichte.

 

Weitere Gemeindeabende, Diskussionsrunden und Vorträge, zum Beispiel am Tag des offenen Denkmals, folgten. Unter Leitung von Pfarrer Helge Voigt beteiligten sich Jugendliche der Kirchgemeinde an den „Zeitensprünge(n)“ -  einem Projektangebot der sächsischen Jugendstiftung und machten den Marienaltar dort zum Thema.

 

Ein weiterer Aspekt des Gesamtprojektes „Wiederaufstellung“ war die Suche nach einem Aufstellungsplatz in der Schloßkirche. Nachdem Ende der 1960er Jahre der erneuerte Altarblock leer blieb, stellte man 1972 ein künstlerisch wertvolles Metallkreuz auf.  

 

Im Spätsommer 2014 waren schließlich alle notwendigen Finanzen und Genehmigungen zusammen. Im September gleichen Jahres begannen die Restaurierungsarbeiten. Eine Predella und zwei Altarflügel wurden neu angefertigt und die Umsetzung des Metallkreuzes realisiert. Mit einem Festgottesdienst und einer feierlichen Altarweihe fand am 28. Juni 2015 das Projekt seinen vorläufigen Abschluss.

 

Der heute in der Schoßkirche Lützschena wieder erlebbare und von der Kirchgemeinde gottesdienstlich genutzte Marienaltar ist das Ergebnis einer erfolgreichen und intensiven Zusammenarbeit vieler Engagierter in der Kirchgemeinde, der Begleitung durch den Verein Kunstretter e.V. und der Unterstützung der beteiligten Gremien. In alphabetischer Reihenfolge haben folgende Personen besonders zum Gelingen beigetragen:

 

Herr Berlich (Kirchgemeinde), Frau Dr. Dura (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig), Herr Jahn (Kirchgemeinde), Frau Kelm (Landesamt für Denkmalpflege Sachsen), Frau Kempe-Stecher (Ortskuratorium der DSD Leipzig), Herr Dr. Krieg-von Hößlin (Amt für Bauordnung und Denkmalpflege Leipzig), Herr Oelzner (Künstler), Herr Dr. Pasch (Kirchenbaurat i.R.), Herr Dr. Rodekamp (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig), Herr Dr. Schwarz (Landesamt für Denkmalpflege Sachsen), Freiherr Wolf-Dietrich Speck von Sternburg (Schirmherr), Herr Tietze (Kunstretter e.V.) und Herr Voigt (Pfarrer Sophienkirchgemeinde).

 

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, die Stadtsparkasse Leipzig, das Land Sachsen, die Stadt Leipzig, die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und zahlreiche private Unterstützer brachten alle nötigen Gelder für die Restaurierung und Wiederaufstellung auf. Die Diplom-Restauratoren Wilfried Sitte, Anke Noczinski und Anke Voigt führten die Restaurierungsarbeiten aus. Zukünftig sollen die beiden ergänzten Altarflügel künstlerisch gestaltet werden. Damit weist das Projekt „Wiederaufstellung“ auch noch in die Zukunft und es spannend, wie es weiter geht.